In den kommenden Jahren soll das Areal rund um den Blautopf erneuert und umgestaltet werden – und zwar auf Basis der Bedürfnisse und Wünsche der Blaubeurer Bürgerschaft: 2016 fand daher ein breit angelegter Bürgerdialog zur Neugestaltung des Blautopfareals statt. Zahlreiche Blaubeurer Bürgerinnen und Bürger ergriffen die Chance und brachten ihre Vorschläge und Ideen ein. Es folgten Besprechungen und Beratungen, eine umfassende städtebauliche Bestandsaufnahme und eine europaweite Auslobung für einen entsprechenden Gestaltungsentwurf. Vor gut einem Jahr wurde der Siegerentwurf auserkoren. Damit dieser letztendlich auf sicherem und festem Boden umgesetzt werden kann, muss im Hintergrund momentan noch einiges sondiert, gebohrt und berechnet werden. Wir haben mit Lars Greb gesprochen. Er ist Diplom-Geologe beim GeoBüro Ulm und gibt acht, dass das künftige Blautopfareal nicht auf Sand gebaut wird.
Guten Tag Herr Greb! Möchten Sie sich einmal kurz vorstellen?
Greb: Guten Tag! Mein Name ist Lars Greb und ich bin beim GeoBüro Ulm als Diplom-Geologe für den Bereich „Baugrund“ angestellt. In diesem Schwerpunktbereich arbeite ich bereits seit 25 Jahren als Gutachter – und setze meine Expertise nun auch am Blautopf ein
Zum Blautopf sind wir durch das zuständige Planungsbüro gekommen. Wir wurden an Bord geholt, um den Baugrund rund um den Blautopf im Vorfeld der Umgestaltungsmaßnahmen im Hinblick auf die geologischen Bedingungen zu untersuchen. Das bedeutet, wir sollen uns den Baugrund gründlich anschauen und dann beispielsweise Empfehlungen geben, wie tragfähig der Grund ist, wann das Grundwasser kommt und auch wie standsicher der Untergrund ist. Diese Informationen dienen den Planern als Grundlage für entsprechende Kalkulationen und die Anpassung der Gestaltungsentwürfe.
Wie kann man sich Ihr Vorgehen am Blautopf denn ganz konkret vorstellen?
Greb: Da müssen wir ein bisschen differenzieren, denn am Blautopf sind ja ganz verschiedene bauliche Veränderungen vorgesehen, die eben auch unterschiedliche Voruntersuchungen erfordern:
Bei der geplanten Erneuerung der Straßenoberfläche im Mühlweg und der Blautopfstraße ist beispielweise relevant, wie stark die Schotterschichten unter dem Asphalt sind und welcher Verkehrsbelastung diese standhalten können.
Im Bereich der Uferbefestigung am Blautopf wird die Fragestellung schon komplexer: Die Ufermauer soll ja an einigen Stellen erneuert werden. Hier kommt es nicht nur auf die Tragfähigkeit des Untergrundes an. Es muss vielmehr auch sichergestellt sein, dass die Bauarbeiten unmittelbar am Wasser trocken ausgeführt werden können und die fertigen Bauteile später nicht unterspült werden. Dafür müssen entsprechende technische Lösungen gefunden werden.
In diesen beiden Bereichen konnten wir bereits durch kleinere Sondierungen ausreichende Erkenntnisse über den Baugrund bekommen. Bei diesen sogenannten Sondierungen wird eine Sonde mit einem Durchmesser von 50 bis 80 Millimetern rammend in den Boden eingebracht, um so Rückschlüsse auf dessen Beschaffenheit ziehen zu können. Im Bereich des Klosters und Richtung Dodelweg funktioniert diese Methode deshalb so gut, weil hier ja früher das Flussbett der Ur-Donau lag. Über die Jahrtausende hat die Donau an diesen Stellen sehr viel Kies und Schotter abgelagert, der bis heute dort liegt und den Baugrund bildet.
Sobald man allerdings auf massiven Fels stößt, gerät man mit dieser Methode an Grenzen. Dann muss man Bohrungen mit größeren Durchmessern von rund 150 bis 200 Millimetern vornehmen.
Werden solche Bohrungen am Blautopf ebenfalls vorgenommen?
Greb: Ja, denn direkt an der Quelle haben wir Fels, der relativ nah an der Oberfläche ansteht – in den steilen Hanglagen ist der Fels zusätzlich vom Hangschutt überlagt. Hier nehmen wir Bohrungen vor. Einerseits, um zu ermitteln, wie tief der Fels unter dem Hangschutt liegt und andererseits, um Proben aus dem Fels zu entnehmen, um Festigkeiten zu ermitteln und Kennwerte über den Boden zu erhalten. Diese Werte liefern die Basis für statische Berechnungen.
Bohrungen sind allerdings aufwändiger als Sondierungen: Ein, mit Schneiden versehenes, Rohr wird dabei drehend in den Felsen gebohrt. So kann ein Kern aus dem Fels geschnitten, herausgezogen und anschließend auf Festigkeit und Struktur untersucht werden. Im Bereich hinter dem Blautopf stellt sich zudem die Schwierigkeit, dass dort sehr wenig Platz für schweres Gerät ist: Wir werden also mit sehr kleinen und sehr leistungsstarken Bohrern arbeiten müssen. Diese Arbeiten sind für Mitte September geplant.
Wo liegen denn Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für die Umsetzung des Entwurfes?
Greb: Einerseits ist das Bauen direkt am Wasser, wie ich bereits erwähnt habe, eine hochkomplexe Angelegenheit. Im Bereich der Blautopfmauer wird das besondere Maßnahmen der Wasserhaltung erfordern, wie zum Beispiel die Installation von Pumpen, um das Wasser von der Baugrube wegzuhalten, damit die Arbeiten nicht behindert werden.
Zudem ist die steile Hangneigung hinter dem Blautopf nicht nur für unsere Untersuchungen, sondern auch für die Baumaßnahmen herausfordernd. Mit schwerem Gerät kann man dort kaum arbeiten. Das ist beispielsweise auch für die Sicherung von Böschungen relevant: Denn, wenn ich unten ein Stück vom Hang abtrage, muss ich aufpassen, dass mir von oben nichts nachrutscht. Den Effekt kennen wir alle aus dem Sandkasten und der muss auch hier bei allen Baumaßnahmen im Hang berücksichtigt werden – beispielweise auch, wenn ich auf den Hang neue Lasten anbringe oder den Hang versteile.
Was macht denn die Arbeit am Blautopf für Sie besonders?
Greb: Natürlich ist der Umgang mit dieser bekannten Karstquelle sehr spannend, denn diese wollen wir natürlich in keinem Fall gefährden. Daher haben wir uns im Vorfeld auch mit der Arbeitsgemeinschaft Blautopf und der Höhlenforschergruppe ausgetauscht, die uns ihr Wissen über die Blautopfhöhlen weitergegeben haben. Die Bohrtiefen wurden dann beispielsweise so festgelegt, dass wir nicht in den Bereich der Höhlen kommen. Die Höhlen seien nach Auskunft der Höhlenforscher so stabil, dass sie durch die Arbeiten nicht gefährdet würden. Würden wir aber dennoch in eine Höhle bohren, hätten wir ein Loch, das nach unten hin offen ist und nur mit großem Aufwand aufgefüllt werden könnte. Die Gefahr besteht aber zum Glück gar nicht, denn der Höhleneingang liegt 25 Meter unter der Wasseroberfläche und wir bohren nur ca. 10 bis 15 Meter hin den Hang hinein.
Und wie geht es jetzt weiter? Wie fließen Ihre Erkenntnisse in den weiteren Planungsprozess mit ein?
Greb: Wir haben nun viel Wissen über den Untergrund rund um den Blautopf und machen entsprechend Vorschläge an die Planer, wie bauliche Maßnahmen auf dieser Basis durchgeführt werden können. Die Planer entwickeln darauf aufbauend ihren Entwurf weiter, modifizieren einige Stellen und treffen eventuell auch gestalterische Anpassungen. Der ursprüngliche Entwurf wird also im engen Austausch zwischen den Planern, die gestalterische Ideen haben; den Geologen, die die Informationen über den Baugrund liefern und den Statikern, die am Ende alles berechnen müssen, stetig weiterentwickelt.
Vielen Dank an Lars Greb für das Gespräch!
Wichtiger Hinweis: Das Interview wurde per Videotelefonat geführt. Zur besseren Lesbarkeit wurde das Interview dann für die schriftliche Version deutlich gekürzt und teilweise auch im Wortlaut – nicht jedoch im Sinn bzw. im Inhalt – verändert