Die Vermessung des Blautopfareals

Der Prozess zur Neugestaltung des Blautopfareals begann 2016 mit einem breit angelegten bürgerschaftlichen Beteiligungsprozess unter dem Motto „Gestalte mit! Unser Blautopf“. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger engagierten sich und brachten ihre Vorschläge ein. Zwei Arbeitskreise aus engagierten Bürgerinnen und Bürgern erarbeiteten anschließend aus den eingegangenen Beiträgen konkrete Lösungsansätze. Es folgten Besprechungen und Beratungen, eine umfassende städtebauliche Bestandsaufnahme und eine europaweite Auslobung für einen entsprechenden Gestaltungsentwurf sowie die Auswahl eines Siegerentwurfes. Bis Ende 2022 soll eine genehmigungsfähige und detaillierte Planung stehen, sodass bald auch die ersten Bagger rollen können

Wir haben mit Roland Schmuck vom Ingenieursbüro WASSERMÜLLER ULM GmbH über die Herausforderungen von Messungen und Planungen rund ums Blautopfareal gesprochen – und darüber, was die Arbeit am Blautopf so besonders macht. Außerdem hat er uns erklärt, was es beim Thema Tiefbau rund um den Blautopf alles zu bedenken gibt.

Guten Tag Herr Schmuck! Möchten Sie sich einmal kurz vorstellen? Roland Schmuck Ingenieursbüro Wassermüller Ulm GmbH Quelle: privat

Schmuck: Ich bin Roland Schmuck und beim Ingenieurbüro WASSERMÜLLER ULM GmbH Abteilungsleiter für Verkehr und Stadtplanung. Bei der Neugestaltung des Blautopfareals sind wir für alle Angelegenheiten rund um das Thema „Tiefbau“ zuständig. Wir kümmern uns also um die Dinge, die unter der Erde stattfinden, wie beispielsweise Straßen und Verkehrsplanung, Leitungsbau sowie Wasser- und Flussbau. In unserem Aufgabenbereich liegt zudem die Vermessung des Areals.

                                                      

Sie haben in den letzten Monaten ja bereits ausführliche Vermessungen am Blautopf vorgenommen. Was genau haben Sie denn da gemacht?

Schmuck: Bevor man gut planen kann, braucht man exakte Grundlagen. Dafür ist die genaue Vermessung des Areals wichtig. Hier muss man akkurat arbeiten, denn jede Treppe und jeder Baum, jeder Lichtschacht – alle Details müssen erfasst werden. Es mussten beispielweise auch alle Bäume ab einem gewissen Stammdurchmesser im Umfeld des Blautopfs dokumentiert werden, diese wurden anschließend von einem Fachmann geprüft. Es wurde die Baumart, die Vitalität und der genaue Stammdurchmesser bestimmt, sodass in Zukunft schon im Plan erkennbar ist, ob und wie weit in den Baumbestand eingegriffen wird, wenn man dies oder jenes umsetzt.
Gerade bei einem großen und umfassenden Areal wie dem Blautopf ist dieser Arbeitsschritt grundlegend. Durch die steilen Hänge rund um den Blautopf ist eine gute und zuverlässige Vermessungsqualität besonders wichtig, denn dort sollen ja Wege angelegt werden. Wenn man sich dann bei der Planung um einen halben Meter nach links oder rechts vertut, kann das in der Höhe einen Meter Unterschied machen. Der Weg wäre dann nicht mehr begehbar.

Mit den Vermessungen sind Sie ja nun soweit fertig. Wie geht es mit den Daten denn jetzt weiter?

Schmuck: Genau, die Vermessungsdaten wurden gesammelt und auf der Planungsplattform der Stadt Blaubeuren eingestellt. Der Status Quo wurde also ermittelt. Das gesamte Planungsteam kann darauf nun zugreifen und mit den Daten arbeiten.
Wir im Tiefbau legen basierend auf der Datengrundlage ein digitales Geländemodell an, in dieses Modell können wir dann beispielweise Verkehrsachsen einlegen und damit digital die neuen Straßen und Plätze planen. Außerdem fragen wir auch von allen Versorgungsträgern die Lage ihrer jeweiligen Leitungen ein – denn beispielsweise die Telekom und Vodafone, aber auch die EnBW und die Stadt Blaubeuren sowie die Technischen Werke Blaubeuren (TWB) haben ja eigene Leitungen verlegt, die berücksichtigt werden müssen, wenn Bäume gepflanzt oder Straßen gebaut werden. So wird verhindert, dass man in der Umsetzung mit einer Gas- oder Abwasserleitung kollidiert.

Sie haben es gerade schon angesprochen: Als Tiefbauer sind Sie nicht nur für die Vermessungen zuständig. Wo liegen Ihre nächsten Aufgabengebiete?

Schmuck: Das ist richtig. Als Planer für den Tiefbau kümmern wir uns beispielsweise auch um Bereiche wie die Verkehrsfreimachung des Blautopfareals. Das ist ein großes Thema. Denn momentan wird der Platz vor dem Blautopf ja noch befahren und das Blauberggebiet hinter dem Blautopf ist nur über das Blautopfareal zu erreichen. Das führt dazu, dass man bei Veranstaltungen die Straße sperren und Veranstaltungen auf der Sommerbühne unterbrechen muss, wenn Bewohner entsprechend zum Blauberggebiet gelangen möchten. Das ist keine gute Situation. Davon abgesehen schmälert Autoverkehr natürlich auch die Aufenthaltsqualität am Blautopf. Unsere Aufgabe ist es daher, eine Möglichkeit zu finden, wie durch eine Brücke über die Blau vom Dodelweg her, das Blauberggebiet erschlossen werden kann. Das ist gar nicht so einfach, denn das ganze Areal dort ist recht eng bebaut. Rettungswagen müssen aber genauso durchkommen, wie die Lieferwägen der Schimmelmühle. Und: Dieses Thema ist auch ausschlaggebend für die restlichen Planungen am Blautopf, denn auch dort kann erst konkret geplant werden, wenn klar ist, ob das Areal autofrei wird oder nicht.

Was sind denn aus Ihrer Perspektive die größten Herausforderungen bei der Neugestaltung des Blautopfareals?

Schmuck: Die Verkehrsfreimachung, die ich eben dargestellt habe, gehört sicherlich zu den größten Herausforderungen – nicht umsonst beschäftigt sich die Stadt und die Arbeitskreise schon seit mehreren Jahren mit diesem Thema.

Eine weitere schwierige Aufgabe ist meiner Ansicht nach, der geplante Weg rund um den Blautopf. Dieser soll möglichst barrierefrei werden, was aufgrund des extrem steilen Geländes nicht einfach zu planen ist. Zudem ist der Bereich rund um die Quelle hochsensibel. Beispielweise ist darauf zu achten, dass die darunter liegenden Höhlen nicht durch entsprechende Bohrungen beeinträchtigt werden. Auch hier arbeiten wir also noch daran, eine gute Lösung zu finden. Denn natürlich ist es das Ziel bei solch großen Investitionen, dass anschließend alle Menschen teilhaben und den Blautopf ungehindert erleben können.

Und was macht Ihnen am meisten Spaß bei Ihrer Arbeit am Blautopf?

Schmuck: Ganz klar: Das Umfeld beim Blautopf ist einzigartig! Die Natur, die historischen Gebäude und die geologischen Besonderheiten findet man in diesem Zusammenspiel nicht ein weiteres Mal. Das Gerberviertel und die Mühlen, die Quelle an sich und die tolle Landschaft drumherum: Das alles in Einklang zu bringen mit einer nachhaltigen touristischen Nutzung, aber doch vor allem für die Blaubeurer als Wohnort. Das ist schon toll und eine große Ehre, das mitgestalten zu dürfen – aber natürlich sorgt das auch für einen gewissen Druck. Man möchte seine Arbeit dann natürlich richtig, richtig gut machen.

Lassen Sie uns zum Abschluss noch einen Blick in die Zukunft wagen. Was wird in den kommenden Monaten noch so alles passieren?

Schmuck: Bis Ende des Jahres soll die Entwurfsplanung fertig sein. Bis dahin soll also beispielweise schon genau feststehen, welche Materialen wo verwendet werden, ob und wie es einen barrierefreien Weg um den Blautopf geben wird und wo welche Farben eingesetzt werden. Der Gemeinderat nimmt dann den Baubeschluss vor, sodass anschließend die Ausführungsplanung beginnen kann. Hier geht es dann wirklich um jeden Zentimeter. Danach werden die Leistungen ausgeschrieben, vergeben – und dann können die Bagger rollen.

Vielen Dank an Roland Schmuck für das Gespräch!

Wichtiger Hinweis: Das Interview wurde per Videotelefonat geführt. Zur besseren Lesbarkeit wurde das Interview dann für die schriftliche Version deutlich gekürzt und teilweise auch im Wortlaut – nicht jedoch im Sinn bzw. im Inhalt – verändert.

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