Viele Hindernisse zu überwinden: Eine Brücke über die Blau

Der Blautopf und das umliegende Areal werden umgestaltet und erneuert: Während direkt am Blautopf schon die ersten Veränderungen zu sehen sind und bereits die Baufahrzeuge rollen, wird an anderer Stelle noch intensiv geplant und überlegt. Denn nicht nur das unmittelbare Gebiet rund um den Blautopf wird in den kommenden Jahren an die veränderten Anforderungen angepasst. Vielmehr ist auch die Neugestaltung des Bereiches östlich der Altstadt – also Stadtpark, Graben, Blau-Ufer – ein wichtiger Teil des Großprojektes. Wir haben deshalb mit Markus Vollmer gesprochen. Er arbeitet bei tragwerkeplus – einer Ingenieurgesellschaft aus Reutlingen – und ist für die Planung einer neuen Brücke über die Blau zuständig.

Guten Tag Herr Vollmer! Möchten Sie sich einmal kurz vorstellen? Foto Markus Vollmer

Vollmer: Hallo! Ich bin Markus Vollmer und bin Partner bei der Ingenieurgesellschaft tragwerkeplus aus Reutlingen. Wir sind insgesamt sechs Partner und bringen ganz unterschiedliche Kompetenzen in unsere Projekte mit ein. Die Brückenbauplanung ist neben der Hochbau-, Ingenieurbau- und Instandsetzungsplanung einer unserer Schwerpunkte. Ich bin für die Entwurfsplanung zuständig und erarbeite auch den Brückenentwurf für die neue Straßenbrücke in Blaubeuren, die die Eduard-von-Lang-Strasse mit dem Mühlweg in einem neu angelegten Verkehrskonzept verbinden wird.
           
Um was für eine Brücke handelt es sich denn da? Und was hat sie überhaupt mit dem Blautopf zu tun?

Vollmer: Wir haben den Auftrag bekommen eine Brücke über die Blau zu planen und zwar östlich des Blautopfes entlang des kleinen Lautertals auf Höhe der Eduard-von-Lang-Strasse. Ungefähr auf Höhe des Wohnmobilstellplatzes wird ein Übergang zum Mühlweg entstehen. Diese Brücke, die als Fuß- und PKW Brücke geplant wird, soll in Zukunft das Blautopfareal verkehrstechnisch entlasten – denn das Freibad und auch der Mühlweg können dann in Zukunft vom Dodelweg fußläufig und über die Eduard-von-Lang-Straße mit PKWs und Rettungsfahrzeugen erreicht werden. Bisher muss dieser Verkehr ja noch direkt am Blautopf vorbei und stellt damit eine erhebliche Belastung für das Nadelöhr Blautopfareal dar. Die alte Fußgängerbrücke am Hallenbad bleibt außerdem weiterhin bestehen.

Welche Anforderungen muss diese neue Brücke denn erfüllen?

Vollmer: Dadurch, dass alle Fahrzeuge, die in den Mühlweg fahren oder von dort kommen, in Zukunft über diese Brücke fahren werden, muss schon einiges bedacht werden: Was ist beispielweise mit Rettungs- und Baufahrzeugen? Oder mit der Müllabfuhr? Und auch die Feuerwehr muss den Mühlweg in Zukunft immer noch schnell und problemlos erreichen können.
Das bedeutet, dass die Brücke auf solchen Schwerlastverkehr ausgelegt sein muss. Beispielsweise muss es möglich sein, auch mit großen Fahrzeugen nach rechts und links abzufahren ohne irgendwo hängen zu bleiben. Zudem muss auch die Durchfahrt für Feuerwehr und Co. ermöglicht werden. Denn bisher ist der Mühlweg an einigen Stellen einfach zu schmal für solche Fahrzeuge und das ist auch gar nicht so einfach zu ändern, denn zwischen Hang und Blau ist ja auch nicht so viel Platz.
Deshalb überlegen wir momentan, ob und wie wir den Hang möglichst schonend ein bisschen abgraben und befestigen können, um dadurch die Straße zu verbreitern. In Richtung Blau können wir die Straße nicht erweitern, denn der Bach und der Uferbereich sind ökologisch sehr sensibel.

Was ist denn momentan Stand der Dinge? Woran arbeiten Sie gerade?

Vollmer: Wir sind derzeit in der Vorplanung und zwar sowohl was die Brücke an sich angeht als auch in Bezug auf die angedachte Hangabtragung. Vorplanung bedeutet, dass wir gemeinsam mit den anderen Planern, die am Prozess beteiligt sind, Konzepte und mögliche Bauweisen überlegen und durchdenken. Das ist ein ziemlich wichtiger Schritt, denn wir wollen ja eine schöne und langlebige Brücke bauen und dafür muss eben vieles bedacht werden: Wirtschaftlichkeit, Hochwasserregelungen, Gestaltungsaspekte, ökologische Aspekte, verkehrsrechtliche Vorgaben…
Bei der Hangabtragung überlegen und berechnen wir momentan ganz konkret, wie eine ausreichende Straßenverbreiterung realisierbar wird, ohne zu sehr in den Hang und damit auch in die Natur einzugreifen. Da sind beispielsweise entsprechende Stütz- oder Rückhängekonstruktionen denkbar oder eine ausreichende Sicherung durch das Anlegen von Böschungen.

Das Blautopfareal ist ja durchaus besonderes Baugebiet – was reizte sie an dem Projekt?

Vollmer: Der Blautopf ist einfach sehr besonders. Ich komme zwar aus Reutlingen, aber ich war schon als Kind oft hier und dieser Ort hat mich schon immer fasziniert. Es reizt natürlich schon sehr, an einem so besonderen Ort eine Bauaufgabe übernehmen zu dürfen. Denn wir möchten natürlich nicht nur wirtschaftlich interessante Objekte planen, sondern vor allem auch schöne. Daher haben wir uns sehr gefreut, an diesem Projekt mitplanen zu dürfen.

Und zum Abschluss noch ein Blick in die Zukunft. Worauf freuen Sie sich, wenn alles fertig ist?

Vollmer: Der Blautopf ist jetzt schon schön. Aber ich würde mir wünschen, dass das ein Platz wird, an dem sich Leute gerne treffen und aufhalten – und ein Platz, an dem die Natur zu spüren ist. Es sollte nicht das Gefühl entstehen, nur durchgeschleust zu werden. Ich denke aber, genau das ist auch die Qualität des Entwurfs: Dass er eben nicht davon lebt, möglichst viele Leute herzukarren, sondern davon, dass man diesen Ort der Natur auch ein Stück weit zurückgibt.

Vielen Dank an Markus Vollmer für das Gespräch!

Wichtiger Hinweis: Das Interview wurde per Videotelefonat geführt. Zur besseren Lesbarkeit wurde das Interview dann für die schriftliche Version deutlich gekürzt und teilweise auch im Wortlaut – nicht jedoch im Sinn – verändert.

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