Das Areal rund um den Blautopf wird in den kommenden Jahren saniert und sowohl funktional als auch gestalterisch aufgewertet: nach einer breit angelegten Bürgerbeteiligung, einer umfassenden städtebaulichen Bestandaufnahme und einem großen städtebaulichen Wettbewerb standen in den letzten Monaten zahlreichen Abstimmungs- und Planungsgesprächen mit den beteiligten Fachbüros und Behörden auf dem Programm. Seit Anfang dieses Jahres sind nun erste Veränderungen am Blautopf sichtbar. Während im Hintergrund noch einiges geklärt, geregelt und genehmigt werden muss, werden parallel bereits die ersten Baumaßnahmen vorbereitet. Manuela Irlwek, Architektin und Stadtplanerin der Stadt Blaubeuren, ist federführend für die fachplanerische Koordination und für die Projektleitung des Blautopfareals zuständig. Mit ihr sprachen wir über den aktuellen Stand und die nächsten Schritte.
Mit einem echten Brückenschlag zwischen Natur- und Stadtraum starten die Bauarbeiten im Mai. Eine neue, „richtige“ Brücke soll es Besucherinnen und Besuchern zukünftig ermöglichen, tatsächlich einmal rund um den Blautopf zu flanieren und diesen von allen Seiten zu erleben. Dies war auch ein wichtiges Anliegen aus dem Bürgerbeteiligungsprozess. Dass die Sanierung des Areals nicht nur eine spezielle Aufgabe ist, sondern auch den Einsatz von Spezialgeräten erfordert, zeigte sich bereits Anfang des Jahres: Da das Gelände rund um den Blautopf so unwegsam ist, kam ein Helikopter im Zuge der notwendig gewordenen Baumfällarbeiten zum Einsatz. Dies, erklärt Manuela Irlwek, sei durchaus ein Vorgeschmack auf die Bauarbeiten in den kommenden Jahren, denn sowohl die Natur- als auch die Stadtnähe des Blautopfareals halten einige Herausforderungen bereit. Neben Laich- und Brutzeiten müssen eine Vielzahl anderer örtlicher Spezifika stets mitgedacht werden – beispielweise die Gewährleistung der Durchfahrt von Rettungswagen oder die ungehinderte Zufahrt von Anwohner*innen.
Damit es während der Bauphase keine unschönen Überraschungen gibt, sei eine gründliche und weitsichtige Planung unabdingbar, so Irlwek. Dies gelte insbesondere mit Blick auf die lange Bauzeit am Blautopf. Bis mindestens 2027 werden die Arbeiten andauern Bei einem solchen Zeitraum braucht es nicht nur einen langen Atem, sondern eben auch einen guten Überblick, damit am Ende alles sinnvoll ineinandergreift. Denn, erklärt die zuständige Stadtplanerin, der laufende Betrieb am Blautopf solle – wenn auch eingeschränkt und so gut es eben gehe – während der Bauzeit weiterhin ermöglicht werden. „Das ist eine Mammutaufgabe“, bestätigt die Diplom-Ingenieurin, die über langjährige Erfahrung im Bauwesen und in der Projektleitung sowohl bei nationalen als auch internationalen Großprojekten verfügt. Bevor sie nach Blaubeuren kam, war sie lange Jahre als freie Architektin im Wettbewerbswesen erfolgreich und hat beispielsweise bei der Realisierung des Pekinger Olympiastadions, dem so genannten „National Indoor Stadium (NIS)“, mitgewirkt.
Sie sei wirklich froh, dass die Stadt bei den Planungen für den Blautopf auf ein so tolles Team zurückgreifen könne. Nicht nur die Flexibilität und Motivation innerhalb der Verwaltung sei beeindruckend, auch die Zusammenarbeit mit den Planungsbüros „Stemshorn Kopp Architekten“ und „silands Landschaftsarchitektur“ gestalte sich äußerst produktiv. Wie produktiv, das sieht man an dem Fortschritt, den das gesamte Team gemeinsam im letzten Jahr bewältigen konnte: Aus dem von Irlwek initiierten internationalen Realisierungs- und Ideenwettbewerb ging die Planungsgemeinschaft zusammen mit dem Ingenieurbüro Wassermüller, alle in Ulm ansässig, als erste Preisträger hervor. Aus diesem gewonnen Wettbewerb 2021 wurde eine detaillierte und standfeste Planung erarbeitet. Geologische Bedingungen wurden genauso geprüft wie rechtliche Auflagen. Gemeinsam mit verschiedensten Interessensvertreter*innen wurden sowohl die Anliegen der Anwohner*innen mitbedacht als auch die umfangreichen Auflagen des Naturschutzes und der Schutz des Naturschutzgebietes Blautopf.
Besonders erfreulich sei der Fortschritt im Genehmigungsprozess des Landratsamtes: „Inzwischen sind wir in Leistungsphase 4, der Genehmigungsplanung, angelangt. Das ermöglicht uns, diesen Sommer mit den ersten Baumaßnahmen zu beginnen“, erklärt Irlwek. Das Landratsamt erteilt Genehmigungen üblicherweise jeweils für unterschiedliche Themenbereiche, wie beispielsweise, „Hochbau“, „Landschaftsarchitektur“ oder "wasserrechtliche Genehmigungen". Da beim Blautopfareal aufgrund des Umfangs des Projektes ungewöhnlich viele dieser Themenbereiche betroffen sind und diese aufeinander aufbauen, gestaltet sich die Genehmigung durchaus aufwändig. Vom Gemeinderat wurden in der Sitzung am 17. Januar zudem alle noch ausstehenden Leitungsphasen beschlossen, welche zur Realisierung der Aufgaben im Realisierungsteil noch notwendig seien. Dem Baubeginn im Sommer stehe daher nichts mehr im Weg.
Die Sanierung des historischen Wehrs bei der Albwasserversorgung wird den Auftakt der baulichen Veränderungen bilden – zudem wird der Fußgängersteg am Wehr neu gebaut. Für diesen Sommer ist außerdem der Bau eines zusätzlichen neuen Wehrs vorgesehen, da das historische Wehr nicht mehr ausreichend leistungsfähig sei. Anschließend und in den kommenden Jahren, erklärt Manuela Irlwek, werde die Sanierung im Uhrzeigersinn weitergeführt: Der Rundweg um den Blautopf wird erneuert, anschließend der Belag auf der Blautopfstraße. Dann werde auch die Hammerschmiede und das zugehörige Café saniert, sowie die Blautopfstrasse 7 mit dem neuen Sanitärgebäude denkmalschutzrechtlich umgebaut beziehungsweise neu errichtet. Die Verbreiterung des Mühlweges und der Bau einer PKW-Brücke zur Entlastung der Anwohner*innen werde erst in den anschließenden Jahren, voraussichtlich 2025, in Angriff genommen. „Da kommen noch viele Herausforderungen auf uns zu“, bestätigt Manuela Irlwek, „aber ich bin mir sicher, dass wir das gemeinsam gut meistern werden.“