Was macht eigentlich ein Statiker?

Langsam geht es ans Eingemachte: Nach einer langen und intensivem Planungsphase sind nun erste Veränderungen am Blautopfareal zu beobachten. Was genau dort derzeit passiert und was die richtige Statik damit zu tun hat – damit haben wir mit Hartmut Häussler gesprochen. Er ist als Ingenieur für die sogenannte Tragwerksplanung am Blautopf zuständig.

Guten Tag Herr Häussler! Möchten Sie sich einmal kurz vorstellen? Foto Herr Hartmut Häussler

Häussler: Guten Tag! Mein Name ist Hartmut Häussler. Ich bin – gemeinsam mit meinem Bruder – Geschäftsführer des Ingenieurbüros „Ingenieurbau Häussler“ in Illerkirchberg. In unserer Firma beschäftigen unsere knapp 20 Mitarbeiter*innen. Zwei Themengebiete stehen bei unserer Arbeit im Mittelpunkt: Einmal die bautechnische Prüfung von Projekten und zweitens eben auch die klassischen Tragwerksplanung, bei der wir für Statik und Konstruktion von verschiedenen Projekten zuständig sind. Und das ist auch beim Blautopfareal unsere Aufgabe.
 
Unter „Tragwerksplanung“ können sich die meisten wohl nur sehr vage etwas vorstellen. Was bedeutet das denn konkret? Was sind Ihre Aufgaben beim Blautopfareal?

Häussler: Ja, das stimmt. Im Volksmund werden wir auch oft als „Statiker“ bezeichnet – das ist den meisten vielleicht etwas geläufiger.
Für die Arbeit beim Blautopf bedeutet das: Wir sind sehr eng ins Planungsteam mit Landschaftsarchitekten, Bodengutachtern und Architekten eingebunden. Gemeinsam mit den Architekten und mit der Projektleiterin der Stadt, Manuela Irlwek, besprechen wir zunächst den Bauauftrag. Wir diskutieren also, was genau der Bauherr möchte – und versuchen dann diese Vorstellung in eine Konstruktion umzusetzen. Beispielsweise berechnen wir, wie stark ein Stahlträger werden muss und wie dick bestimmte Brückenelemente. Im Grunde ist das Herzstück unserer Arbeit ein statisches Rechenmodell, in dem wir – basierend auf unseren Berechnungen - die konstruktiven Abmessungen der Bauteile festlegen.
Eine Brücke zum Beispiel müssen Sie sich vorstellen wie ein Brett, das rechts und links aufliegt und unser Job ist es, dieses Brett zu konstruieren. Wir sagen also zum Beispiel wie dick das Brett sein muss. Das kann man ja mathematisch herleiten. Darauf aufbauend zeichnen wir einen Konstruktionsplan, damit die Baufirma vor Ort genau weiß, was er bauen muss

In welche Bereiche am Blautopfareal sind Sie denn eingebunden?

Häussler: Oh, das sind ganz unterschiedliche Einzelprojekte! Das macht diesen Auftrag auch so spannend für uns. Da ist einerseits die Konstruktion der neuen Wehranlage für die Albwasserversorgung, über die Wehranlage kommt dann der neue Rundweg – hier planen wir zwei Fußgängerstege. Weiter im Norden entsteht ein weiterer Steg für den Rundweg, der in den Hang integriert wird. Dann konstruieren wir noch den neuen Hochbau gegenüber der Hammerschmiede und wir sind auch an der Neugestaltung des Südufers beteiligt.

Und was passiert als nächstes?

Häussler: Das erste Projekt, das in die Umsetzung geht, ist der Bau der neuen Wehranlage und die zwei neuen Stege, die später den Rundweg ergänzen werden. Da das alte Wehr nicht mehr voll funktionsfähig ist, wird direkt hinter dem alten ein neues Wehr errichtet. Das historische Wehr bleibt aber stehen und wird geöffnet. Hier hat die Baustelle bereits begonnen und es wurde eine provisorische Zufahrtsbrücke errichtet, damit die Baufirma an die Baustelle kommt. Außerdem brauchen die Arbeiter auch einen Kran. Der wurde bestimmt schon von dem einen oder anderen bemerkt: Der wurde Ende Mai auf dem Platz vor dem Blautopf aufgebaut, denn er braucht einen großen Schwenkraum, damit er über das Wasser rüberreicht und Material auf die Insel befördern kann.

Das Blautopfareal ist ja durchaus besonderes Baugebiet – was reizte sie an dem Projekt?

Häussler: Mich hat die Vielfalt und Komplexität der Aufgabe gereizt und der Blautopf ist natürlich auch bekannt… Wenn ich erzähle, woran ich gerade arbeite, dann weiß jeder sofort Bescheid. Das ist schon toll. Deshalb finde ich es sehr reizvoll hier mitmachen zu können – oder zu dürfen. Das ist ja auch nicht selbstverständlich, dass man einen solchen Auftrag bekommt.

Und zum Abschluss noch ein Blick in die Zukunft. Worauf freuen Sie sich, wenn alles fertig ist?

Häussler: Ich freue mich vor allem auf die Neugestaltung vom Rundweg am Nordufer. Dort wird man so richtig in die Tiefe des Wassers sehen können. Ich glaube, da kann man gut mal abschalten und auf ganz neue Gedanken kommen. Das könnte schon einer meiner Lieblingsplätze werden.
Insgesamt sehe ich das Konzept als Weiterentwicklung und große Aufwertung des Platzes und des Umfeldes. Und wenn das alles fertig wird, dann stell ich mir das toll vor!

Vielen Dank an Hartmut Häussler für das Gespräch!

Wichtiger Hinweis: Das Interview wurde per Videocall geführt. Zur besseren Lesbarkeit wurde das Interview dann für die schriftliche Version deutlich gekürzt und teilweise auch im Wortlaut – nicht jedoch im Sinn bzw. im Inhalt – verändert.

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