Viele Experten und ein gemeinsames Ziel

Der Blautopf und das umliegende Areal sollen umgestaltet, verschönert und erneuert werden: Nach einer umfassenden städtebaulichen Bestandsaufnahme, einer breit angelegten Bürgerbeteiligung, vielfältigen fachplanerischen und politischen Beratungen und einer europaweiten Auslobung für einen entsprechenden Gestaltungsentwurf, wurde im Frühsommer letzten Jahres der Siegerentwurf auserkoren. Bis allerdings die ersten Veränderungen sichtbar werden, muss derzeit im Hintergrund noch vieles geklärt, geregelt und genehmigt werden, damit letztlich alle anstehenden Maßnahmen auf rechtlich sicherem Boden stehen.

„Momentan arbeiten wir daran, Ende diesen Jahres eine genehmigungsfähige Planung zu haben“, erklärt Manuela Irlwek, Architektin und Stadtplanerin der Stadt Blaubeuren. Was das bedeutet? „Das heißt, dass die Planung in ausnahmslos allen Aspekten soweit gediehen und inhaltlich fundiert sein soll, dass sie vom Landratsamt nahtlos genehmigt werden kann“. Bis das soweit ist, ist allerdings noch viel zu tun. Bei einem so großen und historisch, architektonisch als auch geologisch außergewöhnlichen Gebiet wie dem Blautopfareal müssen viele Aspekte im Vorfeld bedacht und geregelt werden. „Derzeit arbeiten deshalb ganz viele verschiedene Gruppen zum Blautopfareal“, erklärt Sarah Kölle, die Leiterin des Stadtbauamtes, „neben den Planern, dem Bürgermeister und dem Gemeinderat sind beispielweise auch die Kämmerei, die Albwasserversorgungsgruppe, das Sachgebiet ‚Tourismus‘ sowie das Stadtbauamt in die Planung involviert.“ Dass die Zusammenarbeit trotzdem reibungslos funktioniert, dafür sind Manuela Irlwek und Sarah Kölle zuständig. „Wir sind sozusagen die Schnittstelle und der Motor des Prozesses“, erklärt Manuela Irlwek, „wir geben Impulse von einer Stelle an die andere weiter, sorgen dafür, dass keine Informationen verloren gehen und leisten auch Übersetzungsarbeit – beispielweise zwischen den Planern und der Politik.“

Wie komplex dieses Planungsverfahren sein kann und wie viele Aspekte in die Planung einfließen, wird am Beispiel eines neugeplanten Weges rund um den Blautopf deutlich: Neben der grundsätzlichen Begehbarkeit des Weges und dem sinnvollen Zusammenspiel mit anderen Straßen und Wegen müssen auch die sogenannten Gewässerrandstreifen bedacht werden. Was das ist? Ein Gewässerrandstreifen legt den genauen Abstand fest, den ein Weg zur sogenannten Wasserkante mindestens haben muss. Zudem muss auch der Baumbestand rund um den künftigen Weg kategorisiert werden. Es wird also geschaut, welche Bäume im Bedarfsfall gefällt werden dürfen und welche unter Naturschutz stehen. Und letztendlich muss auch bedacht werden, wann denn ein solcher Weg überhaupt gebaut werden kann, denn Laichzeiten sind natürlich tabu. Nicht zu vergessen sind auch die Abstimmungen mit den Anwohnerinnen und Anwohner des Blautopfareals.

Dieser Teil des Prozesses, also die genaue Abklärung der Planung, ist deshalb so wichtig, damit die Stadt am Ende keine bösen Überraschungen erlebt. Werden Richtlinien, Gesetze oder auch Nutzungsrechte übersehen, kann es nämlich durchaus passieren, dass die vorgesehene Planung vom Landratsamt doch nicht genehmigt wird und dann muss nochmal nachgebessert werden – im schlimmsten Fall gerät dann wieder ein Großteil der Planung ins Wanken. Deshalb arbeiten Sarah Kölle und Manuela Irlwek schon jetzt auf eine ganz genaue Planung hin. „Denn“, erklärt Irlwek, „was im Genehmigungsverfahren durchgeht, kann dann auch genauso umgesetzt werden, sodass dann eben auch nicht mehr zurückgerudert oder fünfmal nachgebessert werden muss.“

Die Arbeit am Blautopfareal umfasst aber auch in der letzten Planungsphase nicht nur rechtliche oder administrative Aspekte. Auch inhaltlich wird noch an letzten Ideen gefeilt, damit diese Ende des Jahres in den genehmigungsfähigen Entwurf aufgenommen werden können und ebenfalls auf rechtlich sicheren Beinen stehen. Dafür hat sich eine eigene Projektgruppe, bestehend aus Mitgliedern des Gemeinderats und der Verwaltung gebildet, die momentan zum Beispiel an einem Themenweg zur Wasserwirtschaft arbeitet: „Der Fokus liegt ja oft nur auf dem Blautopf, aber in Blaubeuren gibt es so viel anderes Spannendes zu entdecken. Das wird an der wasserwirtschaftlichen Nutzung des Blautopfs besonders deutlich: Von den Bleichwiesen bis hin zu den Mühlen gibt es auch abseits der Quelle viel zu sehen und auch viel Wissen zu vermitteln“, erklärt Manuela Irlwek.

Die Stärken des Blautopfareals wieder hervorzuheben und das in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, das macht den Prozess rund ums Blautopfareal so besonders, da sind sich Irlwek und Kölle einig. Denn gerade das gemeinsame Erarbeiten mit den Planern und Architekten, dem Gemeinderat, der Verwaltung und natürlich auch den Blaubeurer Bürgerinnen und Bürgern ist eine große Chance: „Der Prozess lebt von den vielen Experten, die wir haben und die hier zusammenkommen. Jeder bringt seine Expertise ein und dadurch entsteht wieder etwas Neues – nach und nach ergibt sich so ein Gesamtbild“, erklärt Kölle. Natürlich werden sich auch weiterhin noch viele Herausforderungen ergeben. Beispielweise kann momentan niemand absehen, wie sich Corona entwickeln wird und wie sich die Pandemie auf die kommunalen Finanzen auswirken wird. „Aber“, erklärt Manuela Irlwek, „wir haben unser Ziel fest vor Augen und wir geben alles, dass dieses Projekt in den nächsten Jahren auch genau so realisiert wird.“

Frau Irlwek und Frau Kölle halten ein Buch in der Hand und schauen in die Kamera

Fotografie Birgit Thiemann (Sarah Kölle, Manuela Irlwek von links nach rechts)

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