Interview mit Herr Kaiser zur Neugestaltung des Blautopfareals

Ende 2016 fand ein breit angelegter Bürgerdialog rund um die Neugestaltung des Blautopfareals statt. Unter dem Motto „Gestalte mit! Unser Blautopf“ brachten zahlreiche Blaubeurer Bürgerinnen und Bürger ihre Vorschläge und Ideen rund um die Neugestaltung des Areals ein. Inzwischen ist einiges passiert rund um den Blautopf: Zwei Arbeitskreise aus engagierten Bürgerinnen und Bürgern erarbeiteten aus den eingegangenen Beiträgen der Beteiligung konkrete Lösungsansätze, es wurden zudem Nutzungs- und Gestaltungsanforderungen identifiziert und eine städtebauliche Bestandsaufnahme durchgeführt. Diese Komponenten bildeten die Grundlage für die europaweite Auslobung des Ideen- und Realisierungswettbewerbs. Die Bewerberinnen und Bewerber waren aufgefordert, sowohl einen konkreten Gestaltungsentwurf für das Blautopfareal einzureichen als auch konzeptionelle Ideen für das erweiterte Umfeld (insbesondere die Bereiche „Auf dem Graben“ und „Stadtpark“) aufzuzeigen.

Im Mai 2021 wurden nun die besten Entwürfe für eine künftige Gestaltung der Innenstadt und des Blautopfs prämiert. Wir haben mit den beiden Gewinnern des Wettbewerbs über die Besonderheiten des Areals, den momentanen Planungsstand und ihre persönliche Beziehung zum Blautopf gesprochen.

Guten Tag Herr Kaiser! Roberto Kaiser - Landschaftsarchitekturbüro silands

Möchten Sie sich einmal kurz vorstellen?

Kaiser: Mein Name ist Roberto Kaiser und ich bin Partner im Landschaftsarchitekturbüro „silands“ in Ulm. Wir beschäftigen uns mit der Gestaltung von öffentlichen Freiräumen, was eine sehr spannende Angelegenheit ist. Denn mit dem Gestalten von Freiräumen entwirft man sozusagen deren Zukunft und ist im Idealfall auch Teil eines gesellschaftlichen Wandels, welchem in Freiräumen baulich Ausdruck verliehen wird.

Weshalb wollten Sie Teil des Projektes Blautopf sein? Was macht den Reiz an diesem Projekt aus?

Kaiser: Das Spannende am Blautopf ist für mich das Zusammentreffen von Stadtraum und Naturraum. Das macht diesen Ort so besonders. Was uns an der Aufgabenstellung aber auch sehr gereizt hat, ist dass sich das Wettbewerbsareal nicht rein auf den Blautopf beschränkt, sondern eigentlich die gesamte Innenstadt Blaubeurens in den Fokus nimmt. Es spielen also viele Aspekte mit rein, welche über den touristischen Aspekt des Blautopf hinausgehen, beispielsweise die Verflechtung der Verkehrsströme oder die Naherholung der Bevölkerung.

Was waren denn besondere Herausforderungen bei der Entwurfsgestaltung?

Kaiser: Eine weitere wesentliche Herausforderung ist der Nutzungskonflikt zwischen Tagestouristen und den Blaubeurer Bürgerinnen und Bürgern: Es kommen einerseits extrem viele Tagestouristen, die einen unheimlichen Nutzungsdruck erzeugen. Gleichzeitig haben wir aber den Anspruch, dass der Blautopf nicht zu einem reinen Touristen-Ort wird. Der Raum soll zunächst den Blaubeurer Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stehen und von ihnen genutzt werden: Es ist deren Blautopf und diesem Anspruch wollen wir auch mit der Gestaltung gerecht werden.

Was sind denn die nächsten Schritte? Wie geht’s weiter?

Kaiser: Hier muss man ein wenig differenzieren: Wir haben einerseits den Blautopf, wo wir in den letzten Wochen ganz konkret in die Planung eingestiegen sind. Es geht dort also aktuell darum, den Entwurf im Detail auszuformulieren und mit den bereits beschriebenen Zwängen und Herausforderungen in Einklang zu bringen. In Bezug auf den Bereich östlich der Altstadt - also Stadtpark, Graben, Blau-Ufer – muss zunächst noch das Themenfeld „Verkehr und Parken“ in verschiedenen Varianten untersucht werden. Das ist die Voraussetzung für weitere Überlegungen bezüglich der Gestaltung, wie beispielweise eine mögliche Freilegung des Schützenbachs oder die Renaturierung des Blauufers.

Vielen Dank an Roberto Kaiser für das Gespräch!

Wichtiger Hinweis: Das Interview wurde per Videotelefonat geführt. Zur besseren Lesbarkeit wurde das Interview dann für die schriftliche Version deutlich gekürzt und teilweise auch im Wortlaut – nicht jedoch im Sinn bzw. im Inhalt – verändert.

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